“ Alles begann als ich 1993 die Fantas im Radio hörte“ – Rasputin im Interview

10444762_1507765036105234_6918534947860991305_nVergangenen Monat veröffentlichte Rap-Veteran Rasputin sein 5-track Album Der Funk Ist Zurück. Er selbst beschreibt den Vorboten von Diamanten und Dreck als: „Gute Laune und herbe Kritik. Etwas für Funk-Liebhaber. Die Musik erklärt sich von selbst“.

Über die Qualität dieser Musik urteilen dann aber die Musikjournalisten – und dabei kommt der Rapper aus Leipzig ziemlich gut weg. So empfiehlt zum Beispiel der Godfather of Hip-Hop-Journalism Falk Schacht die EP auf seiner Facebook-Seite mit folgenden Worten: „Ras Putin, einer der großen unterschätzten Rapper der 90er Jahre, hat eine neue EP am Start. #Auscheckpflicht“. Ein Hashtag über das man sich als Rapper freuen darf und Grund genug für umweltverschmidtzung den Herren zum Verhör zu laden:

Was hat dich eigentlich dazu inspiriert Hip-Hop Musik zu machen?

Ich habe 1993 die Fantas das erste mal im Radio gehört und sofort angefangen deutsche Rap-Texte zu schreiben. Ich hatte schon 1986 mit Breakdance angefangen. Bin aber nie auch nur im Traum darauf gekommen das Rap auf deutsch funktionieren würde. Eure Idole, die sich heute oldschool nennen, haben da noch Ronnies Pop-Show gehört.

Dein Album heißt „Der Funk ist zurück“. Auch Snoop hat ja ein Funk-Album rausgebracht an dem viele Funk-Legenden mitgearbeitet haben. Wenn du Künstler frei für eine Zusammenarbeit auswählen könntest, welche features würdest du dir wünschen?

Ich wünsche mir keine Features mehr. Mir ist noch nie eins gerecht geworden.Ich war bisher eigentlich nie mit einem feature so richtig zufrieden. Rapper die ich gerne featuren würde gibt es nicht. Wenn sich eine Zusammenarbeit im kreativen Flash ergibt, mache ich mit jedem Musik.Aber nicht auf Bestellung. Würde gerne mal mit Samy im Studio chillen, aber der ignoriert mich schon seit 20 Jahren aktiv… das kostet doch nur Energie.

In deinem Song Wing-Tsung bezeichnest du deinen Style als ‚entartete Kunst‘. Wenn deine Kunst entartete ist, wie wertest du den ‚Normalzustand‘ des Hip-Hop heutzutage?

Ich sage nicht, dass ich für die Szene „entartete Kunst“ mache. Entartete Kunst wurde im dritten Reich alles genannt, was irgendwie Ausdruck hatte.  Heutztage hat man auch Angst vor Ausdruck. Erlaubte Kunst waren Abbildungen von Gegenständen: eine Wiese, ein muskulöser Landwirt, ein Pflug… Die Szene und die Medien funktionieren heute genauso. Man hat Angst vor Kreativität und bildet nur die vorherrschenden Schlagwörter ab. Die Leute wurden bereits so sehr programmiert, daß sie bei echter Kreativität regelrecht wütend werden und unglaublich viel Energie dazu verwenden, um weg zu gucken.

Wie sehen deine Pläne für die nächste Zeit aus? 

Ich mache keine Pläne mehr. Ich will glücklich bleiben und noch glücklicher werden. Vielleicht ist das mit Rap gar nicht möglich. Hier hat man es oft mit unbegrenzter Idiotie zu tun und das macht mich krank. Ich will einen Garten pachten und Gemüse anbauen. Das ist mir sogar wichtiger als Platten heraus zu bringen. Doch im Dezember kommt dann trotzdem schon die nächste Platte „Diamanten und Dreck“.

Seinen persönlichen Lieblingstrack von der Der Funk Ist Zurück EP hat uns Rasputin leider nicht verraten. Im Prinzip war das auch nicht so wichtig, da jedes der fünf Lied ziemlich nice geworden ist. Wir bedanken uns für das Interview und schließen uns der Meinung von Herrn Schacht an: „Checkt das Album ihr motherfunker!“

Artwork by Flowing Creation (Florian Wohlleben) und Rasputin

Artwork by Flowing Creation (Florian Wohlleben) und Rasputin