Ich ‚teile‘ also bin ich – The Innovation of Loneliness
Besteht eine Verbindung zwischen sozialen Netzwerken und dem, scheinbar sich verbreitenden, Gefühl von Einsamkeit?
Sind wir durch soziale Netzwerke etwa nicht zu sozialeren Wesen geworden? Das hängt natürlich stark davon ab wie wir ’sozial‘ definieren, doch im Allgemeinen machen uns soziale Netzwerke eigentlich eher ‚unsozialer‘. Denn je mehr wir uns online ‚connecten‘, desto weniger echte Interaktionen haben wir. Ich will so ehrlich sein und gestehen, dass ich für Untersuchungen solcher Veränderungen im Kommunikationsverhalten das perfekte Studienobjekt wäre. Wer mich nicht kennt, hätte zu Recht Zweifel an meiner vollen Aufmerksamkeit, da ich fast immer mein Smartphone in der Hand habe. Für mich gibt es wenig Schlimmeres als das Gefühl mein iphone zu Hause vergessen zu haben, oder wenn der AKKU dem Ende entgegeneilt ohne dass ich mich in der Nähe einer Stromquelle befinden würde. In meinem Fall hat sich meine Umwelt daran gewöhnt das ich alles fotografieren muss und Gedankengänge lieber twittere, als sie auszudiskutieren. Nur meine Mom wollte sich nicht damit abfinden, dass ich den Spaß an der persönlichen Kommunikation verliere. Ihr fehlte das Verständnis, dass ich bei meinen seltenen Besuchen bereits beim Frühstück mit dem Laptop auf dem Schoß und dem Telefon am Ohr vor dem Fernseher saß. Sie war dann auch die erste Person, die meine volle Aufmerksamkeit während Unterhaltungen einforderte. Seither ist das Benutzen von Kommunikationselektronik während Gesprächen mit meiner Mutter untersagt.
In seinem neusten Video zeigt Shimi Cohen sehr verständlich wie das veränderte Kommunikationsverhalten auch die sozialen Strukturen beeinflusst, und welche Konsequenzen das für uns haben kann. Nachdem gucken dieses Video macht es durchaus Sinn sich einen Moment Zeit zunehmen um herauszufinden, welche dieser Entwicklungen man bei sich selbst bereits beobachten kann und ob man diese Veränderungen wirklich möchte. Ich werde wohl immer ein großer Fan dieser Form von Vernetzung bleiben. Trotzdem habe ich auch festgestellt, dass es durchaus Situationen und Menschen gibt, denen ich gerne meine ganze Aufmerksamkeit widmen möchte, und für die ich mir zukünftig bewusst Zeit nehmen werde.