Das Ende der Mode!
Gerne hätte ich von neuen, innovativen Stils und Trends geschrieben, die ich auf der Berlin Fashion Week entdeckt habe. Doch wo etwas entdecken, wo es nichts zu entdecken gibt? Auch kommende Saison wird es nichts Neues geben. Nichts!!! Als wäre das nicht schon erstaunlich genug, meine ich seit einigen Jahren eine Entwicklung hin zur Lebensstil-bezogenen Einheitstracht zu beobachten. Das muss nicht zwangsläufig schlecht sein. In manchen Ländern wird die Uniformierung den Menschen zu Gunsten der Gleichstellung ja sogar auferlegt. Doch wie kann es sein, dass sich in Ländern, in denen sich der Individualismus frei entfalten könnte, die Menschen freiwillig zu Uniformierung neigen?
Das Wesen der Mode besteht eigentlich darin, dass immer nur ein Teil der Gesellschaft sie trägt, die Gesamtheit sich aber erst auf dem Weg zu ihr befindet. Folglich könnte man sagen, dass das Ende der Mode dann eintritt, wenn alles schon einmal da war und bereits die Wiederholung, der Wiederholung, der Wiederholung ist und alle irgendwie gleich aussehen – so wie jetzt.
Denke ich an meine persönliche Entwicklung zurück, so habe ich bereits Schlaghosen getragen – die nicht das Produkt meiner Generation waren. Eine Punk-Phase hätte ich ebenfalls vorzuweisen – ebenfalls kein Produkt meiner Generation. Zu meiner Erleichterung fällt mir dann allerdings doch noch ein, womit ich etwas individuelle Identitätsbildung vorweisen könnte: Street- und Skatewear! Meine ersten VANS habe ich mit 13 gekauft und ich trage sie noch heute. Einen Teil meines Konfirmationsgeldes habe ich in eine Carhartt Jacke investiert, die ich ebenfalls heute noch besitze. Genau so wie meine geschmacklose gelbe G-Shock, für die ich von meiner Mutter ausgelacht wurde. „Du trägst deinen Wecker jetzt also um das Handgelenk?“, fragte sie mich damals. Leider sind all diese Basics heute die Grundlage für ein gelungenes Hipster-Outfit. Und so gerne ich meine Air Max zugunsten meiner Individualität auch verbrennen würde – ich liebe diesen Schuh! Schon solange ich denken kann…
Die Art, wie wir uns geben und kleiden ist eine Erscheinung, wie wir das Leben auffassen. Aber wie kann es sein, das anscheinend alle das Leben so auffassen wie ich, wo doch mit meinem Denken so wenig Menschen übereinstimmen?
Ich versuchte mich zu beruhigen, denn bereits damals haben die Absoluten Beginner erkannt, dass „ähnliche Garderobe heute leider nicht mehr Schutz heißt“, und haben damit das Phänomen der adretten Einheitskleidung von posenden NEON- Individualisten bereits sehr früh auf den Punkt gebracht. Kein Kopf, der was auf sich hält, verlässt ohne Carhartt Beanie das Haus, und der Air Max1 hat vermutlich nicht mal in der 90ern solch reißenden Absatz gefunden wie heute. Individuelle Akzente lassen sich bei dieser Einheitsuniformierung lediglich durch einzelne Teile von weniger bekannter Labels setzten, die einen davor bewahren, nicht gänzlich im Partnerlook mit dem Rest der Kohorte zu gehen.
Ich persönlich stecke ganz schön in der Scheiße, denn das Letzte das ich will, ist mit dieser Kohorte irgendwo hin zu gehen – und schon gar nicht im Partnerlook! Und somit befinde ich mich inmitten des Simmel’schen Spannungsfelds zwischen Unterscheidungsbedürfnis und Nachahmung. Simmel ist nicht nur einer der Gründungsväter der Soziologie, er hat sich auch als einer der Ersten intensiv mit Mode und Gesellschaft beschäftigt. Von ihm kommen kluge Sätze wie: „Mode macht Reklame für das Individuum,“ und daher habe ich mich erneut mit seinen Werken hingesetzt, in der Hoffnung Antworten auf meine Beobachtungen und meine Individualität zurück zu bekommen. Doch falls ich das Gelesene jetzt richtig interpretiere, hätte ich besser nicht fragen sollen:
Wenn wir davon ausgehen, das Mode ein Spiegel der Gesellschaft und Ausdruck des Zeitgeists sind, dann sind wir eventuell ganz schöne Schnarchnasen.
Die Geschichte findet in der Mode Ausdruck, weil wir mit unserer Bekleidung Zugehörigkeit signalisieren oder eben Angrenzung. Ohne die Geschichte, und vor allem ihren Revolutionen, würde die Mode stagnieren – und ich behaupte genau das geschieht zur Zeit. Die Revolutionen manifestieren sich in der Mode, und je unruhiger die Zeit ist, desto rascher wechselt die Mode. Aber wir revolutionieren nicht, wir gehen nicht mal wählen. Wir gucken das Dschungelkamp. Es gibt tausend Sachen, die uns stören, aber keine, die uns zum Handeln bewegt. Und wenn ich ‚wir‘ sage, dann meine ich damit eigentlich gar nicht mich. Ich finde mich cool! Ich müsste eher lernen den Mund zu halten, als ihn ständig ungefragt zu öffnen. Ich will doch hier meine Individualität zurück!!! … aber auch zu diesem Verhalten habe ich in den Werken von Simmel etwas gefunden: „Wenn jeder beanspruchen würde, seine eigene Mode zu tragen, dann ist das Ausdruck des selben Individualismus, der sich der Revolution entsagt, der sich der Geschichte entzieht und jede Form der Solidarisierung ablehnt.“ … na ganz toll. Vielen Dank Georg!
wenn du style hättest, würdest du dir was neues ausdenken anstatt rumzuheulen, dass jeder das gleiche trägt und du deine „basics“ gerne verbrennen würdest.
Lieber Knecht, vielen dank für deinen konstruktiven Kommentar. Ich finde, die Gesellschaft befindet sich genau deshalb wo sie sich befindet, wegen genialer Beiträge wie diesem. Wenn du Hirn hättest, würdest du vermutlich nicht über den Style einer Person urteilen, die du nie gesehen hast. Und wenn du Hirn hättest, würdest du vielleicht erkennen, dass mein Beitrag sich auf die Fahion Week bezieht – eine Veranstalltung von Menschen für Menschen, die es als ihre Aufgabe sehen, neue Styles zu kreieren. Ich sehe das nicht als meine Aufgabe. Natürlich hast du Recht, denn ich könnte einfach selbst neue Styles kreieren und vielleicht mache ich das – gleich nachdem ich das Heilmittel gegen AIDS entdeckt und für Frieden auf der Welt gesorgt habe. Wenn du meine Meinung nicht teilst, hätten mich Gegenargumente mehr interessiert als dein Rumgeheule, wie unproduktiv dieser Artikel ist. Weisst du, ich bin wirklich immer sehr offen für Kritik, solange diese Inhalt hat mit dem ich arbeiten kann.
tut mir keid, wenn du mein kommentar persönlich genommen hast. nur vertrete ich die meinung, dass mode nie austerben wird. egal wie oft sich eininge elemente wiederholen oder wie lange sie getragen werden, zB weil sie auch einfach bequem sind, so wie du sagtest. in deinem beitrag hörst du dich stellenweise einfach so hilflos an „oh nein alle tragen das gleiche wie ich“ mir tuts auch leid, dass du auf der berliner fashion week keine neuen inspirationen gefunden hast, aber bitte schreib doch nicht, dass mode bald ausstirbt, nur weil einige kids auf airmax oder carhart mützen hängen geblieben sind. wenn du also viel von mode hälst,aber es nicht als DEINE aufgabe siehst, etwas neues zu kreieren oder auszudenken, dann versuch irgendwo anders nach inspirationen zu suchen (falls du auf sowas wirklich so viel gewicht legst und weniger auf eigene ideen und style), anstatt gleich zu schreiben das ende der mode. also nochmal: meine es nicht persönlich, hat sich für mich einfach bisschen ideenlos angehört
Du musst dich nicht entschuldigen. Jeder hat das Recht auf seine Meinung – schön, dass du eine hast. Ich bin nur noch immer nicht ganz überzeugt, dass das auch wirklich so ist. Du bist also der Meinung, das Mode nie aussterben wird? Ist das so? Würdest du mir dann auch bitte deine Definition von Mode verraten? Weshalb wird sie nach deiner Definition niemals aussterben?
Ich nehme das nicht persönlich, ich bin nur unglaublich an der Weltanschauung anderer Menschen interessiert – ganz besonders dann, wenn sie die Welt anders sehen als ich.
Gut, mein Fehler war, dass ich meine objektive Beobachtungen durch subjektive Geschichten ergänzt habe – das sollte zu Gunsten des Unterhaltungswerts gehen, bietet natürlich ganz viel Platz für Kritik. Das sehe ich ein.
Ich weiß, man kann die Welt von vielen Seiten betrachten und daher bin ich niemand der an ‚die richtige‘ oder ‚die falsche‘ Meinung glaubt. Meine Definition von Mode kennst du ja nun, bitte hilf mir, deine Ansichten nachvollziehen zu können. Bisher bleibst du inhaltlich sehr vage, deshalb habe ich noch immer den Eindruck, du möchtest einfach nur ‚dagegen‘ sein…
für mich persönlich ist mode individuell und gut auszusehen, aber gleichzeitig so wenig zeit wie möglich dafür aufzuwenden. trotzdem ist es auch für mich unmöglich, nicht in das ein oder andere mode magazin reinzuschauen, einen mode blog zu verfolgen oder ähnliches, einfach weil ich mich dafür interessiere und mir das natürlich automatisch die ein oder andere inspiration auf etwas neues gibt. nicht mal, wenn wir alle zur uniformierung gezwungen wären, würde mode sterben. ganz einfach weil jeder seine uniform auf eine andere art und weise, wenn auch nur mit ganz kleinen unterschieden, tragen würde (z.B. die uniform baggy tragen). so wie ich es verstanden habe, beziehst du dich fast komplett auf andere und suchst nach inspiration von anderen (hast ja geschrieben dass du es nicht als deine aufgabe siehst styles zu kreieren – schade) aber in deiner unterüberschrift von deinem blog steht create to inspire. also hä? ich sehe ein, jeder soll selbst entscheiden inwieweit er sich inspirieren lässt. aber nur weil deine erwartungen an die berliner fashion week nicht erfüllt worden sind, gleich zu schreiben das ende der mode? schau evtl mal in anderen europäischen ländern nach. ich persönlich finde auch, dass deutschland da ein bisschen hinterher hängt,teilweise langweilig und kreativlos ist was mode angeht.
Okay, wenn für dich die ‚Art und Weise‘ wie man Klamotten trägt, bereits die Mode ausmacht, dann kann ich deinen Standpunkt verstehen und sehe ein, dass aus dieser Perspektive die Mode niemals ausstirbt.
Für mich ist es aber die ‚Art und Weise‘ wie man ‚Mode‘ trägt, was den ‚Individualismus‘ ausmacht. An dem es mir übrigens nicht fehlt, aber danke für deine Tipps. Die Fashion Week ist großartiges Beispiel für Menschen, welche die neusten Kollektionen tragen können und am Ende doch nur verkleidet aussehen. Dann gibt es noch die Menschen, die können tragen was sie wollen und sie sehen phantastisch aus – das ist aber primär nicht der Mode zu verdanken, sondern vor allem der Persönlichkeit. Und so wähle ich auch meine Kleidung. Ich jage nicht Trends hinterher, ich suche Kleidung die meine Persönlichkeit unterstreichen. Dabei habe ich mittlerweile ein gewisses Alter, bin viel gereist, habe einige Modemessen besucht und behaupte einfach, ich weiss wovon ich rede.
Dennoch finde ich deine Blickweise faszinierend und sehr viel positiver als meine, und sie erschließt sich mir am Beispiel der ‚Kopftuch-Mode‘, welche sich im sättigen Wandel befindet obwohl ich sie als eine Art der Uniformierung sehe. Das ist übrigens der Grund, weshalb ich mich wirklich sehr für die Standpunkte meine Mitmenschen interessiere – sie ermöglichen mir andere Perspektiven.
Ich gebe dir auch recht, dass man sich besser in anderen Ländern inspiriert. Deutschland erinnert mich oft an ‚Bogner für Olympia‘:-D Mich persönlich zieht es da immer sehr nach Asien. Ich habe mir von einer Schneiderin in Vietnam Klamotten anfertigen lassen, und das war eine tolle Zusammenarbeit mit großartigen Ergebnissen.