Mit Kaffee und Keksen gegen die soziale Isolation

Plakat_sw_2Hand aufs Herz liebe Großstädter: Wer von euch kennt seine Nachbarn? Habt ihr ein Gesicht zu dem Typen, der am liebsten dann laut Musik hört, wenn ihr schlafen wollt? Ihr kennt vielleicht die Beziehungsprobleme des lautstark streitenden Pärchens in der Wohnung nebenan, doch kennt ihr auch ihre Vornamen? Anonymität ist eine seltsame Sache. Wohnt man auf dem Dorf, findet man sie höchstens auf den Treffen der Alkoholiker. Lebt man in der Stadt, begegnet man ihr bereits im Hausflur. Sich beim Einzug den Nachbarn mit selbstgebackenem Kuchen vorzustellen ist theoretisch eine schöne Idee, wird aber nie praktiziert. Erst wenn der Postbote das Päckchen bei den Nachbarn abgibt fängt man an, die Klingelschilder der fünf Stockwerke  nach einem Namen durchzusuchen, den man zuvor im Leben noch nicht gehört hat.

IMG_3189_beschnitten(1)Die Initiative auf halber Treppe hat sich zum Ziel gesetzt, der Kommunikation unter den Bewohnern eines Mietshauses etwas auf die Sprünge zu helfen. Die Idee hinter dem Projekt ist einfach: Bei Kaffee und Kuchen im Treppenhaus die nachbarschaftliche Beziehung zu vertiefen und so dem Zusammenleben mehr Qualität zu geben.

Auf halber Treppe, das sind Caro, Susanne, Simon, Carlotta und Karo. In einem Seminar an der Humboldt-Universität wurden sie vor die Frage gestellte, wie man soziale Probleme wirtschaftlich löst und ein „Kaffee auf halber Treppe“ war ihre Antwort.

Die erste Veranstaltung haben sie bereits 2012 organisiert. „Damals haben wir noch all unsere Freunde dazu überredet, dass in ihren Mietshäusern auszuprobieren“, erinnert sich Karo. Seither helfen sie allen, die ihre Nachbarn kennenlernen wollen indem sie an einem Wochenendtag für zwei Stunden ein Café im Treppenhaus organisieren. Mit Keksen, Kaffee und Tee locken sie die Nachbarn  in das Treppenhaus, dass sie zuvor gemütlich hergerichtet haben. „Geld für die Grundausstattung haben wir damals von think big gesponsert bekommen. Viel braucht es ja nicht: Kissen, Geschirr, ein paar Kerzen..“, berichtet Susanne.

Nicht nur bei Mietern kommt das Projekt gut an. Auch Hausbesitzer und Wohngenossenschaften schätzen die Idee, denn ein freundliches Miteinander und eine positive Nachbarschaftsatmosphäre geben der Immobilie einen Wert, der mit Geld nicht aufzuwiegen ist.

Wem das Konzept gefällt und wer seine Nachbarn ebenfalls kennenlernen möchte, der kann auf halber Treppe auch in seinen Hausflur einladen. Wie genau das funktioniert und was ihr dafür tun müsst erfahrt ihr auf der Internetseite der Initiative. Außerdem kann man das Projekt noch bis zum 15. Juni bei der Quartiermeister- Online-Abstimmung unterstützen und das sollte man auch tun, um mit seiner Stimme die Lebensmittel und die laufenden Kosten für weitere Nachbarschaftstreffen zu sichern.

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